Kleine Infostände, persönliche Gespräche: Wenn Bürger zu einem lokalen Thema informiert werden sollen, dann ist eine Infomesse, auch Infomarkt genannt, oft das passende Format. Die Teilnehmer gehen durch die Messe und bleiben an den Ständen stehen, deren Themenaspekte sie besonders interessieren. Fragen können im direkten Gespräch mit den anwesenden Experten geklärt werden. Auch die Möglichkeit, Meinungen zu äußern, kann eingerichtet werden.
Eine lokale Infomesse stellt eine Alternative zum klassischen Informationsabend dar und findet daher meist am Anfang einer Planung statt, um über das Vorhaben zu informieren und erste Rückmeldungen einzufangen. Allerdings sollten die Planungen des Projekts schon derart konkret sein, dass bereits eine ausreichende Grundlage und Informationen für mehrere Infostände vorhanden sind. Steht ein neuer Planungsschritt an, kann eine Infomesse ebenfalls sinnvoll eingesetzt werden.
Gruppengröße: bis zu 300 Personen
Zeitrahmen: ca. drei Stunden
Kosten: Material (gedruckte Pläne, Broschüren etc.), Honorar für Fachleute, ggf. Raummiete und Catering
Zielgruppe: interessierte Bürger
Grad der Beteiligung: Information/evtl. Konsultation
Da es vorkommt, dass die Stimmung auf einer Bürgerversammlung eskaliert, werden stattdessen oft Infomessen empfohlen. Aber auch wenn das Vorhaben nicht derart hitzig diskutiert wird, bietet eine lokale Infomesse viele Vorteile. Zum einen können sich die Bürger dort gezielt informieren, statt Vorträgen folgen zu müssen, deren Inhalt sie vielleicht gar nicht interessiert. Schließlich kommen die Besucher mit sehr unterschiedlichem Vorwissen zu Informationsveranstaltungen. Zum anderen kann im Vier-Augen-Gespräch, wenn gewünscht, auf eine Fragestellung deutlich tiefer eingegangen werden, als dies bei einer Frontalveranstaltung möglich wäre.
Bei kontroversen Themen wird zudem eine explosive Gruppendynamik verhindert, die entsteht, wenn Projektgegner versuchen, die Diskussion zu dominieren. Für diese Gruppen sind Podiumsdiskussionen kein geeignetes Format, da sie ihnen eine gute Bühne bieten. Auf einer Infomesse können Kritiker dagegen produktiv eingebunden werden, indem ihnen die Möglichkeit angeboten wird, ihre Argumente an einem eigenen Stand zu präsentieren. Ein solches Angebot ist zu empfehlen, da es Vertrauen und Transparenz schafft sowie mögliche Kritik am Vorhaben in konstruktive Bahnen lenken kann. Auch lokale Naturschutzverbände sollten auf diese Art einbezogen werden.
Wenn gewünscht, kann den Besuchern einer Infomesse zusätzlich die Möglichkeit geboten werden, ihre Einschätzungen zu den Planungen zu äußern. Dazu eignet sich zum Beispiel eine Stellwand, an der Karten angeheftet, oder eine Box, in die die Anregungen eingeworfen werden können.
Vorbereitung:
Durchführung:
Nachbereitung:
Das Format Infomesse ist vielseitig und lässt sich daher gut mit anderen Formaten der Bürgerbeteiligung verbinden. Zum Beispiel könnte sie zu Beginn einer Anwohnerkonferenz als Informationsmöglichkeit dienen. Es ist jedoch auch hier darauf zu achten, dass der Übergang zwischen den Formaten gelingt.
Zum Erfolg einer lokalen Infomesse gehört eine proaktive Pressearbeit. Die Lokalpresse sollte frühzeitig über die Veranstaltung informiert und persönlich eingeladen werden. Es ist zu empfehlen, den Pressevertretern eine Führung über die Messe und ein Pressegespräch anzubieten. Gedruckte Informationsmaterialien zu den Planungen bzw. zum Vorhaben und zur Energietechnologie allgemein beugen Fehlern in der Berichterstattung vor und können somit dazu beitragen, ihre Qualität zu erhöhen.
Wurden bereits Visualisierungen erstellt, sollte ihnen auf der Infomesse ein prominenter Platz eingeräumt werden. Wenn Fotomontagen oder Filme angefertigt wurden, weckt schon eine Leinwand mit Beamer das Interesse der Besucher. Denn generell macht Technik die Menschen neugierig. Wenn aufwendigere Präsentationstechniken zur Verfügung stehen, können diese selbstverständlich ebenfalls eingesetzt werden.
Im Zuge der Flächennutzungsplanung zur Ausweisung von Windkonzentrationszonen informierte die münsterländische Gemeinde Senden im Februar 2018 im Rahmen einer lokalen Infomesse über den Planungsstand und das Flächenszenario. 140 Besucher informierten sich im örtlichen Bürgersaal an Ständen der planenden Gemeinde, des Planungsbüros, des Umweltgutachters sowie der EnergieAgentur.NRW. Auch die Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände wurden eingebunden und konnten ihre Sicht der Dinge präsentieren.
Der Abend begann mit einer Einführung im Bürgersaal: Der Moderator, Chefredakteur einer Regionalzeitung, interviewte dazu den Bürgermeister und einen Vertreter des beauftragten Planungsbüros. Danach konnten sich die Besucher eine Stunde an den Messeständen, die im Bürgersaal und davor aufgebaut worden waren, informieren. Zum Abschluss versammelten sich die Besucher erneut im Saal. Dort wurden häufig gestellte Fragen aufgegriffen und noch einmal für alle beantwortet. Obwohl Begrüßung und Abschluss im bestuhlten Saal stattfanden, gelangen die Übergänge zwischen Plenum und offenem Messeformat in diesem Beispiel.
Ungefähr drei Monate nach der Infomesse fand die erste Offenlage des Flächenszenarios zur Windenergienutzung, der Begründung und des Umweltberichts statt. In diesem Rahmen gingen knapp 80 Stellungnahmen bei der Gemeinde ein.
Die Gemeinde Senden hat sich dafür entschieden, die lokale Infomesse mit moderierten Elementen einzurahmen. Bei der Veranstaltung ging es klassisch um Information. Diese bot auch eine Vorbereitung auf die anschließende Offenlage des Flächenszenarios, wo sich die Menschen vor Ort schließlich zu den Plänen äußern konnten. Dies zeigt, dass eine lokale Infomesse dazu beitragen kann, informelle und formelle Bürgerbeteiligung zu verknüpfen.
Die EnergieAgentur.NRW kann im Vorfeld für eine Erstberatung zur Umsetzung einer lokalen Infomesse angefragt werden. Sie bietet darüber hinaus auch an, mit einem eigenen Stand auf der Veranstaltung über generelle Aspekte der erneuerbaren Energien sowie der Planungs- und Beteiligungsprozesse zu informieren.