Wenn es darum geht, kreative Ideen zu entwickeln und zusammen Projekte anzustoßen, können vorgegebene Tagesordnungspunkte manchmal eher einengend wirken. Die Open-Space-Technik bietet einen Rahmen, in dem die Teilnehmer selbstbestimmt über von ihnen vorgeschlagene Themen diskutieren können. Die offene Struktur und das rege Kommen und Gehen fördern den Austausch und die gemeinsame Lösungsfindung.
Die Open-Space-Technik kann zu verschiedenen Zeitpunkten im Beteiligungsverfahren eingesetzt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass eine offene Sammlung von Themen und Ideen gewünscht ist. Sie eignet sich daher weniger dafür, bereits ausgearbeitete Pläne und Konzepte zu diskutieren. Häufig bilden sich am Ende der Veranstaltung Gruppen von Freiwilligen, die einige der Vorschläge umsetzen wollen. Das Oberthema der Konferenz darf durchaus kontrovers sein. Zur Lösung verhärteter Konflikte ist diese Methode jedoch nicht geeignet.
Gruppengröße: 10 bis zu über 2.000 Teilnehmer
Zeitrahmen: ein bis drei Tage
Kosten: Moderation, Material, Verpflegung, ggf. Raummiete
Zielgruppe: interessierte Bürger, aktive Zivilgesellschaft, Politik, Unternehmen
Grad der Beteiligung: Konsultation/Mitgestaltung
Begründet wurde die Open Space Technology, kurz „Open Space“, von dem US-Amerikaner Harrison Owen, der irgendwann feststellte, dass die Pausen von Konferenzen für die Teilnehmer trotz der ausführlichen Programmplanung interessanter waren als die Konferenzen selbst. Da kam ihm die Idee, die Kaffeepause – genauer: die ungeplanten Diskussionen während der Pausen – in den Mittelpunkt eines Veranstaltungsformats zu stellen, und er begründete den Grundsatz der „Pause als Prinzip“. So entstand das Format des Open Space.
Im Open Space bestimmen die Teilnehmer die Themen und die Agenda, nur das Oberthema der Konferenz wird vorgegeben. Sie bringen eigene Unterthemen mit, über die sie diskutieren wollen. Zu Beginn werden diese Themen gesammelt und anschließend selbstständig in ca. 90-minütigen Workshops bearbeitet. Während dieser Bearbeitungszeit können die Teilnehmer nach Belieben die Arbeitsgruppen wechseln. Die einzige Vorgabe für die Workshops ist, dass die Ergebnisse protokolliert werden.
Dies spiegelt die Offenheit des Formats wider. Anstatt sich an lange im Voraus geplante Themen und Abläufe zu klammern, entstehen genau die Diskussionen, die die Teilnehmer sich in dem Moment der Veranstaltung wünschen und die sie weiterbringen. Die Teilnehmer sind also selbst für Inhalt und Ergebnisse der Konferenz verantwortlich. Besonders wichtig für das Open Space sind die Personen, die sich wie Hummeln oder Schmetterlinge verhalten: Hummeln „fliegen“ von Diskussion zu Diskussion, bringen sich ein, saugen den Nektar und bringen ihn von Gruppe zu Gruppe; Schmetterlinge haben eine gewisse Anziehungskraft und üben eine Faszination aus. Sie tragen viel zum Spaß und zur Motivation der anderen bei, weil sich um sie herum oft neue Gesprächsgruppen bilden. Da beim Open Space viel Wert auf Selbstorganisation und Selbstverantwortung gelegt wird, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, dass das Oberthema aktuell ist und die Teilnehmer motiviert sind, Lösungen für die Fragestellung zu finden.
Eine klassische Open-Space-Konferenz geht über mindestens zwei Tage, damit die Teilnehmer Gelegenheit haben, noch einmal in Ruhe über die Themen und Diskussionsansätze nachzudenken. Aber auch eine Open-Space-Veranstaltung, die nur einen Tag dauert, kann gute Ergebnisse hervorbringen.
Prinzipien:
„Gesetz der zwei Füße“: Die Teilnehmer sind nicht an ein Thema gebunden. Wenn sie merken, dass sie zu einem Thema nichts mehr beitragen können oder es ihnen nichts Neues mehr bringt, wechseln sie die Gruppe.
Vorbereitung:
Das Oberthema des Open Space sollte pointiert formuliert werden, damit es zur Mitarbeit motiviert. Schon in der Einladung zur Veranstaltung sollte zudem darauf hingewiesen werden, dass die Teilnehmer ihre eigenen (Unter-) Themen mitbringen sollen.
Es müssen passende, einladende Räumlichkeiten gefunden werden. Benötigt werden ein großer Raum für das Plenum sowie mehrere kleine Räume für die einzelnen Workshops. Als Anhaltspunkt für die Anzahl der Räume kann die Teilnehmerzahl durch zehn geteilt werden. Alternativ können die Workshops auch in den Ecken des großen Raumes sowie in offenen Aufenthaltsbereichen stattfinden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Gruppen nicht durch einen hohen Lautstärkepegel in ihrer Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt werden.
Durchführung:
Nachbereitung:
Die Teilnehmer bekommen die Ergebnisse der Workshops zugeschickt. Je nachdem, wie die Arbeitsgruppen ihre Diskussionen dokumentiert haben, bietet sich ein klassisches Veranstaltungsprotokoll oder ein Fotoprotokoll an.
Es handelt sich um ein sehr offenes Format. Die Anwendung empfiehlt sich daher nur bei Themen, bei denen kreative Vorschläge und Lösungen erwünscht und möglich sind.
Es sollte zu Beginn der Veranstaltung erläutert werden, wie die Ergebnisse verwendet werden sollen. Da die Initiatoren während der Veranstaltung keine Kontrolle über die Erarbeitung der Inhalte ausüben (dürfen), kann die Anschlussfähigkeit an den Planungsprozess sonst problematisch werden.
Mit den richtigen Online-Tools, die eine Ideensammlung sowie ein freies Wechseln zwischen verschiedenen (virtuellen) Räumen erlauben, lässt sich ein Open Space auch als Online-Veranstaltung umsetzen. Der informelle Austausch, der ein Open Space lebendig werden lässt, ist virtuell zwar nur eingeschränkt möglich, dennoch kann eine Online-Veranstaltung in manchen Fällen von Vorteil sein.
Um die „BürgerEnergieWende“ im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim voranzutreiben, organisierten die Wirtschaftsförderung und das Regionalmanagement im Frühjahr 2014 eine Open-Space-Konferenz. Es sollte diskutiert werden, wie die Energiewende im Landkreis gestaltet werden kann. An der eintägigen Veranstaltung nahmen 70 Personen teil – darunter unter anderem verschiedene Vertreter des Themenfeldes Energie im Landkreis und den Gemeinden, aus zivilgesellschaftlichen Vereinen, verschiedenen Ämtern und einer Bürgerenergiegenossenschaft sowie mehrere Bürgermeister und interessierte Bürger. Als Veranstaltungsort war die Aula eines örtlichen Gymnasiums gewählt worden. Zwei Moderatoren begleiteten die Veranstaltung.
Die Konferenz begann in einem großen Stuhlkreis. Nach einer Einführung und Einstimmung in das Thema wurde die Agenda des Tages erstellt. Es wurden 23 Themen gefunden und in drei Gesprächsrunden à 75 Minuten bearbeitet. Diskutiert wurden unter anderem die Akzeptanz von Großprojekten der Energiewende, Radstraßen, die kommunale Wärmeversorgung, Ernährung und die Vermarktung lokaler Produkte. Anschließend konnten sich die Teilnehmer die Protokolle der Arbeitsgruppen an Pinnwänden aufgehängt durchlesen. Dann kamen die Teilnehmer wieder im großen Kreis zusammen und planten die nächsten Schritte bezüglich der Umsetzung der Vorschläge. Dabei entstanden Gruppen, die diese Projektideen weiter verfolgen wollten. Die Veranstaltung endete mit einer Abschlussrunde.
An dem Beispiel aus Franken wird deutlich, dass die Bürgerschaft oft viele Ideen dazu hat, wie die Energiewende vor Ort umgesetzt werden kann. Um diese zu sammeln und zu strukturieren sowie motivierte oder bereits aktive Menschen zusammenzubringen, eignet sich das offene Format des Open Space sehr gut.
Die Aufgabe der Moderatoren ist es, die Plenumsrunden am Anfang und Ende zu strukturieren und für Verfahrensfragen zur Verfügung zu stehen. Die Arbeitsgruppen werden dagegen von den Teilnehmern selbst moderiert.
Praxisbeispiel: Open Space im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim: https://www.kreis-nea.de/region-wirtschaft/energie/buergerenergiewende/open-space