In einem World-Café kommen die Teilnehmer in angenehmer Atmosphäre an Tischen zusammen, um über ein vorgegebenes Thema zu diskutieren. Ergebnisse werden auf Papiertischdecken festgehalten. Nach einer bestimmten Zeit wird der Tisch gewechselt und neue Gruppen bilden sich. Ein World-Café ist hilfreich, um Ideen zu Fragestellungen zu sammeln und miteinander zu verknüpfen.
Ziel eines World-Cafés ist es, den Austausch von Wissen und Ideen zu fördern, um kreative Ansätze zu erhalten. Es kann daher zu verschiedenen Zeitpunkten in einem Beteiligungsverfahren eingesetzt werden. An den Tischen kann kontrovers diskutiert werden, Konflikte können jedoch nicht geschlichtet werden.
Gruppengröße: 12 bis zu mehreren hundert Personen
Zeitrahmen: zwei bis vier Stunden
Kosten: Räumlichkeiten, Material und Getränke sowie ggf. Moderation und weitere Verpflegung
Zielgruppe: interessierte Bürger
Grad der Beteiligung: Konsultation
Das Format des World-Cafés wurde Mitte der 1990er Jahre in den USA durch Zufall entwickelt. Bei einem Treffen von Führungskräften aus Wirtschaft und Wissenschaft bei den Unternehmensberatern Juanita Brown und David Isaacs wurde der Gesprächskreis im Freien durch Regen unterbrochen. Kurzerhand zogen sie ins Wohnzimmer, wo sich kleine Tischgruppen bildeten, die bald auch anfingen, auf improvisierten Papiertischdecken zu schreiben und sich regelmäßig durchzumischen. Geboren war das World-Café.
Ein World-Café zeichnet sich vor allem durch zwei Elemente aus: Zum einen soll – wie der Name schon sagt – eine Kaffeehausatmosphäre geschaffen werden. Während gearbeitet wird, werden die Teilnehmer mit Getränken versorgt; Ideen können einfach auf die Tischdecken geschrieben oder gezeichnet werden. Diese Atmosphäre trägt zur kreativen Ideenfindung bei. Zum anderen werden die Ideen miteinander verbunden und weiterentwickelt, denn es finden mehrere Runden statt, zwischen denen die Teilnehmer die Tische wechseln und sich so zu neuen Gesprächsgruppen zusammenfinden. Dadurch sollen möglichst viele Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Jeweils eine Person, ein „Gastgeber“, bleibt beim Wechsel sitzen, um den Neuankömmlingen die Diskussionsfäden der vorherigen Runde zu erklären. Meist finden zwei bis drei Runden statt.
Die Methode ist auch für große Gruppen gut geeignet, denn die Anzahl der Tische ist nur durch die Raumgröße beschränkt. Hier muss nur beachtet werden, dass die Zusammenfassung der Ergebnisse auf anderem Wege geschehen muss als durch Präsentationen im Plenum. Dies würde bei der großen Anzahl der Tische zu lange dauern.
In der klassischen Version des World-Cafés bearbeiten alle Teilnehmer während der jeweiligen Runde die gleiche Leitfrage zum gleichen Thema. Jede Runde gibt es eine neue Leitfrage. Jedoch kann das World-Café auch so abgewandelt werden, dass sich die Themen der Tische unterscheiden. In diesem Fall gibt es pro Tisch meist nur eine Leitfrage für alle Runden.
Vorbereitung:
Zunächst muss das Thema der Veranstaltung auf zwei bis drei konkrete Fragen heruntergebrochen werden, die in den verschiedenen Runden beantwortet werden sollen. Die Fragen sollten zur Diskussion und Sammlung von Ideen anregen und daher offen gestellt werden. Gleichzeitig sollten sie jedoch einen konkreten „Arbeitsauftrag“ beinhalten. Am Veranstaltungstag muss der Raum vorbereitet werden: Es sollten so viele Tischinseln zusammengestellt werden, dass sich die Teilnehmer zu Gruppen à vier bis fünf Personen zusammenschließen können. Auf die Tische werden einfarbige, helle Papiertischdecken sowie Stifte in ausreichender Anzahl gelegt. Zudem sollten heiße und kalte Getränke und nach Möglichkeit auch Kuchen bereitgestellt werden.
Durchführung:
Nachbereitung:
Die Ergebnisse des World-Cafés sollten dokumentiert werden. Bei einem Fotoprotokoll sollte auf die Lesbarkeit der Notizen geachtet werden und diese gegebenenfalls zusätzlich abgetippt und in einem schriftlichen Dokument festgehalten werden. Wenn die Ergebnisse sehr kreativ sind, also zum Beispiel mit Zeichnungen versehen sind, können sie auch als eine Art Katalog publiziert werden.
Ein World-Café kann gut mit anderen Formaten kombiniert werden. So kann zum Beispiel zuerst eine Infomesse stattfinden und im Anschluss ein World-Café, um Ideen zu sammeln. Auch bei Bürgerforen oder im Beteiligungsscoping kann ein World-Café in der Gruppenarbeitsphase sinnvoll sein.
Die rheinland-pfälzische Stadt Wörth am Rhein erarbeitete 2015 ein integriertes Klimaschutzkonzept unter Mitwirkungen der Einwohner. Unter dem Motto „Mitwirkung zeigt Wirkung“ lud die Stadt zu einem entsprechenden Thementag ein. Er wurde wie das Klimaschutzkonzept von einer Beratungsfirma durchgeführt. In einem World-Café sollten Vorschläge für Klimaschutzmaßnahmen gesammelt werden.
Nach der Begrüßung durch die Verwaltungsspitze wurde der Tagesablauf erläutert. Dann wurden die Hintergründe des Klimaschutzkonzeptes, seine Erstellung, die Energiebilanz Wörths sowie die zentralen Themen vorgestellt. Für das anschließende World-Café waren zwei Stunden angesetzt. Die Teilnehmer fanden sich an Tischen zu Gruppen à zehn bis 12 Personen zusammen und diskutierten in vier Runden von jeweils 25 Minuten. Jede Runde wurde durch einen Tischgastgeber für die neue Gruppe zusammengefasst. Die fünf Tische hatten jeweils ein eigenes Thema: Mobilität, erneuerbare Energien, „Mein Haus“, Gewerbe und Industrie sowie Alltag und Leben. Nach dem World-Café wurden die Ergebnisse im Plenum zusammengefasst. Zu jedem Thema waren viele Ideen gesammelt und auf die Tischdecken geschrieben worden, darunter eine ganzheitliche Energieberatung, Schulprojekte, Ausbau der Photovoltaik auf Dach- und Freiflächen sowie eine Stärkung des ÖPNV und die Vernetzung von Unternehmen.
Die Vorschläge wurden der Steuerungsgruppe des Klimaschutzkonzeptes vorgelegt und fanden so zum Teil Einzug in den Maßnahmenkatalog des Konzeptes. Das Beispiel aus Wörth zeigt, dass ein World-Café gut geeignet ist, die Menschen vor Ort an Klimaschutz- und Energiekonzepten zu beteiligen.
Um noch etwas mehr Kaffeehausatmosphäre zu erzeugen, können zum Beispiel Blumenvasen in die Mitte der Tische gestellt werden.